Was haben die USA und ihre Verbündeten in der Vergangenheit nicht alles unternommen, um die Gefahr des weltweiten Kommunismus zu bannen. Heiße Debatten im Welt-Sicherheitsrat, Seeblockaden gegen kleine Inselstaaten oder Kriege in Ländern, die sonst wohl kaum jemand kennen würde. Sie haben so gefährliche, weil offenbar mächtige Länder wie Grenada angegriffen und im Handstreich besetzt.
Und dann kam Michail Gorbatschow gerade noch rechtzeitig, bevor uns alle das Leben bestrafen konnte. Für uns in Deutschland bedeutete dies das Ende der jahrelangen Spaltung, für den Rest der ganzen sozialistischen Welt das Ende des Traums vom Kommunismus. War ohnehin lediglich ein Albtraum für die betroffenen Menschen, aber auch das ist eine andere Geschichte. 10-Field Trip-2 554-klein
Die ganze sozialistische Welt? Nein, drei sind bis heute übrig geblieben. Über Kuba und Nordkorea will ich hier nicht viel Aufhebens machen, die sind mit ihren herrschenden Familiendynastien so sehr beschäftigt, dass sie wohl selbst nicht mehr so genau wissen wollen, wohin ihre Reise geht.
Aber in China, da lebt der Kommunismus noch, da sind alle Menschen gleich, ohne Klassenunterschiede, alle Produktionsmittel gehören dem werktätigen Volk, ebenso Grund und Boden… ähem, zumindest in der Theorie der kommunistischen Partei. Aber die beherrscht das Land zumindest noch, daran dürfte dank der Hilfe der allwissenden Staatssicherheit niemand zweifeln. Und wenn doch, gibt es ja genügend Gefängnisse.
Und weil es in einem kommunistischen Land ja keine Religion geben darf und demnach auch kein Weihnachtsfest, kaufen die Menschen in Deutschland also Weihnachtsgedöns aus China. Bunte und blinkende Lichterketten, qualvoll singende Weihnachtsmänner, stil- und niveaulose Plastiktannen, grell glitzernde Kugeln und als Krönung den Weihnachtsbaumständer, der schon am ersten Feiertag seinen Dienst quittiert.
Die Geräte werden oft von fleißigen Kinderhänden zusammengebaut oder von Wanderarbeitern, die man in allen anderen Ländern gut und gern als Sklaven bezeichnen würde. Also die Menschen, denen eigentlich im Kommunismus alles gehören sollte und für die diese komische Ideologie ja auch geschaffen wurde.
Diese Arbeiter wären bei uns im sogenannten Westen, die wir jahrelang den Kommunismus bekämpft haben, deutlich besser dran. Die Parteibonzen hingegen, die sich still und heimlich die ehemals „dem Volk“ gehörenden Staatskonzerne unter ihre raffgierigen Nägel gerissen haben, müssten bei uns deutlich mehr Steuern und vor allem Sozialabgaben leisten und ihren Arbeitern viel mehr Rechte einräumen als in ihrem vermeintlichen Arbeiterparadies. Verkehrte Welt also, aber die Verkaufszahlen der extremkapitalistischen Parteiführer geben ihnen Recht. In ihrem Sinne.
Warum aber kaufen wir trotz dieser Ausbeutung so viele Dinge, über die wir uns doch nur ständig ärgern, weil sie entweder völlig kitschig, absolut untauglich oder von höchst zweifel- bis mangelhafter Qualität sind? Ganz einfach: Weil wir blöd genug sind und allen Ernstes glauben, im Media-Markt billiger einkaufen zu können als in einem Fachgeschäft mit kompetenter Beratung. Liegt die Betonung nicht auf „billig“, sondern auf Preiswert, befinden wir uns auf dem Holzweg, quasi auf dem Ho Chi Mingh Pfad.
Nun stellt sich in einem reichen Land wie dem unseren natürlich die Frage nach Sinn und Verstand. In Liberia sieht das etwas anders aus: Die Menschen sind arm, also kaufen sie das, was sie benötigen, auch möglichst billig ein. Dass die Taschenlampen, Telefone und andere Geräte bereits nach wenigen Monaten kaputt sind, wissen sie inzwischen auch. Aber eine Wahl haben sie nicht.
Die meisten afrikanischen Länder leiden immer noch unter dem Kolonialismus: Produziert wird im Mutterland, die Kolonie muss ihre Bodenschätze dort abliefern und die fertigen Produkte dort kaufen. Das ist auch rund 50 Jahre, nachdem die meisten Länder unabhängig wurden, weiterhin gängige Praxis. Nur sind die heutigen Mutterländer nicht mehr identisch mit denen aus der Kolonialzeit.
Heute gehören weite Teile Afrikas zu China. Nicht direkt natürlich, denn ein kommunistisches Land will sich auch nach der bereits vollzogene Wendung zum Kapitalismus nicht auch noch den Vorwurf des Imperialismus gefallen lassen. Aber viele Länder haben sich schon von China abhängig gemacht. Wenn wir aus dem Westen mit Entwicklungshilfe kommen, führen wir Gespräche mit dem Ministerium in einem Gebäude, das die Chinesen gerade eben diesem Staat geschenkt haben.
Und weil man gerade so schön bei den Weihnachtsgeschenken ist, gibt es auch noch Sonderkonditionen für den ganzen Schrott, der in China produziert wird. Dass man dafür als Gegenleistung auch ein paar Rohstoffe bekommt, versteht sich doch wohl von selbst.